Die Unstatistik des Monats Februar sind die Pünktlichkeitszahlen der Deutschen Bahn AG. Diese hat im Rahmen einer „Transparenzoffensive“ in ihrem Internetportal für den Monat Januar 2012 ein Pünktlichkeitsmaß von 96,5% publiziert.
Diese Zahl bedarf einer Interpretation. Richtig ist: 96,5% aller Haltepunkte des Nah- und Fernverkehrs inklusive S-Bahnen wurden mit einer Verspätung von weniger als 6 Minuten erreicht. Dies ist angesichts der gewählten Berechnungsmethode aber nicht weiter verwunderlich. Einen Wert von 96% erreicht man bereits, wenn beispielsweise die Züge der Bahn durchschnittlich 25 Haltestellen anfahren und alle diese Züge am Zielbahnhof um mehr als 6 Minuten verspätet ankämen, unterwegs aber immer knapp unter dieser Grenze blieben. Nur bei einem von 25 Haltepunkten, also 4%, würde nach den Kriterien der DB Verspätung angezeigt.
Der Prozentsatz der Züge, die pünktlich (d.h. mit einer Verspätung von weniger als 6 Minuten) ihren Zielbahnhof erreichten, wird von der Bahn nicht angegeben. Darüber hinaus werden Totalausfälle nicht als verspätet mitgezählt. Ferner sagt diese Statistik nichts über die Zahl der Fahrgäste, die pünktlich ihr Ziel erreichten, und über deren durchschnittliche Verspätung. Bei verpassten Anschlüssen addiert sich zu den Zugverspätungen hier noch die Wartezeit hinzu.
Auch die 6 Minuten-Grenze versteht sich nicht von selbst. In der Schweiz gilt ein Zug bereits ab 3 Minuten als verspätet, in Japan sogar schon ab 2. Würde man diese Kriterien auf Deutschland übertragen, sähe die Statistik der Deutschen Bahn wohl längst nicht mehr so freundlich aus.
Die Schweizer Bahn ist darüber hinaus ein Vorbild hinsichtlich der Transparenz. Sie legt nicht nur im Vergleich zur Deutschen Bahn härtere Kriterien an, sie weist auch die Anteile der pünktlich angekommenen Züge und Reisenden sowie die jährlichen Verspätungsminuten aller Reisenden aus.