Faktenbox zur MMR-Kombinationsimpfung gegen Mumps im Kleinkindalter

Diese Faktenbox soll Ihnen helfen, Nutzen und Nebenwirkung der MMR-Kombinationsimpfung gegen Mumps, Masern und Röteln für Kleinkinder abzuwägen. Der Schwerpunkt dieser Faktenbox liegt auf Mumps. Die Informationen und Zahlen stellen keine endgültige Bewertung dar. Sie basieren auf den derzeit besten wissenschaftlichen Erkenntnissen.

Die Faktenbox wurde vom Harding-Zentrum für Risikokompetenz erstellt.

Was ist Mumps?

Mumps ist eine ansteckende Infektionskrankheit der Speicheldrüsen, die durch das Mumpsvirus verursacht wird. Dessen Übertragung erfolgt meistens durch direkten Speichelkontakt (z.B. beim Küssen) aber auch durch Tröpfchen aus Speichel, die beim Husten und Sprechen übertragen werden. Seltener kann das Mumpsvirus über mit Speichel verunreinigte Flächen und Gegenstände (bspw. Türklinken, Trinkflaschen) übertragen werden [1, 2].

In der ersten Erkrankungsphase zeigen sich häufig erkältungsähnliche Symptome wie Fieber, Husten und Kopfschmerzen. Später kommt es zu einer Entzündung der Ohrspeicheldrüse, die sowohl einseitig als auch beidseitig auftreten kann. Dadurch kommt es zu den für Mumps typischen, schmerzhaft angeschwollenen Wangen. Neben der Ohrspeicheldrüse kann sich auch die Speicheldrüse unter der Zunge entzünden und anschwellen. Zusätzlich können auch die Lymphknoten am Hals anschwellen. Nach drei bis acht Tagen gehen die Schwellungen wieder zurück [1, 2].

Eine Mumpserkrankung verläuft im Kindesalter meist harmlos, kann aber auch Entzündungen verschiedener Drüsen und Organe verursachen und langfristige Folgen haben. Diese sind bei Erwachsenen häufiger als bei Kindern [1, 2]:

·    Bei etwa 15 bis 30 von je 100 an Mumps erkrankten Männern kommt es zu einer Hodenentzündung, die die Fruchtbarkeit dauerhaft verringern kann. 

·    Bei etwa 30 von je 100 erkrankten Frauen kommt es zu einer Brustentzündung und bei etwa 5 von je 100 Erkrankten zu einer Entzündung der Eierstöcke.

·    Eine Gehirnentzündung kann bei beiden Geschlechtern, bei etwa 1 von je 100 Erkrankten auftreten.

·    Seltener kann es zu einer Entzündung der Bauchspeicheldrüse und der Hörnerven kommen. Eine Entzündung der Hörnerven kann zum Verlust des Hörvermögens führen.

Seit der Einführung der Impfung gegen Mumps, erkrankt in Deutschland nur noch etwa 1 von je 100.000 Menschen daran. Die meisten Erkrankten darunter sind Jugendliche und jüngere Erwachsene [2].

Was ist eine MMR-Kombinationsimpfung gegen Mumps?

Gegen Mumps wird im Rahmen einer Dreifach-Kombinationsimpfung zusammen mit Masern und Röteln (MMR) oder im Rahmen einer Vierfach-Kombinationsimpfung zusammen mit Masern, Röteln und Windpocken (MMRV) im Kleinkindalter zweimal geimpft. Nach einer zweifachen Impfung gegen Mumps wird grundsätzlich eine lebenslange Immunität angenommen, sodass der Impfschutz nach jetzigem Stand der Wissenschaft später nicht aufgefrischt werden muss. Ein vollständiger Impfschutz besteht in den meisten Fällen drei bis vier Wochen nach der zweiten Impfdosis [2].

Wer kann eine MMR-Kombinationsimpfung gegen Mumps in Betracht ziehen?

Die Ständige Impfkommission (STIKO) des Robert Koch-Instituts (RKI) empfiehlt, die erste MMR(V)-Impfdosis im Rahmen der Grundimmunisierung zu verabreichen. Diese findet im Alter von 11–14 Monaten statt. Die zweite MMR(V)-Impfdosis kann frühestens vier Wochen nach der ersten Dosis gegeben werden und die Impfung sollte damit im Alter von 15–23 Monaten abgeschlossen sein. Die zweite Impfdosis gilt dabei als Vorsichtsmaßnahme, falls bei der Erstimpfung keine ausreichende Immunität entwickelt wurde [2].

Des Weiteren können alle nach 1970 geborenen Erwachsenen, die in der Kindheit nicht oder nur einmal geimpft wurden oder deren Impfstatus unklar ist, eine einmalige MMR(V)-Kombinationsimpfung in Betracht ziehen [2].

Faktenbox MMR-Kombinationsimpfung gegen Mumps im Kleinkindalter
Faktenbox MMR-Kombinationsimpfung gegen Mumps im Kleinkindalter
Was zeigt die Faktenbox?

In der Faktenbox werden beim Nutzen die MMR-Kombinationsimpfung gegen Mumps und die Nichtimpfung modellhaft für Kinder und Jugendliche bis zum 15. Lebensjahr, wenn diese in Kontakt mit dem Mumpsvirus kommen würden, miteinander verglichen. Bei Nebenwirkung werden die Nebenwirkungen der MMR-Kombinationsimpfung mit der Nichtimpfung miteinander verglichen.

Die Tabelle liest sich wie folgt:

Kämen ungeimpfte Kinder und Jugendliche bis zu ihrem 15. Lebensjahr in Kontakt mit dem Mumpsvirus, würden wahrscheinlich 360 (240 bis 480) je 1.000 an Mumps erkranken. Hingegen würden im Durchschnitt 50 (34­ bis 67) von je 1.000 der mit einer MMR-Kombinationsimpfung Geimpften nach einem Viruskontakt an Mumps erkranken [2, 3]. Das bedeutet, dass im Durchschnitt 310 von je 1.000 Kindern und Jugendlichen durch die MMR-Kombinationsimpfung vor einer Mumpserkrankung bewahrt werden können.

Durch die MMR-Kombinationsimpfung kann es bei etwa 1 (0 bis 2) von je 1.000 Kleinkindern zu einem Fieberkrampf kommen [4].

Die Zahlen zur Erkrankungshäufigkeit bei einem Kontakt mit dem Mumpsvirus basieren auf Modellrechnungen mit gesammelten Daten aus der klinischen Praxis. Dies schließt ärztliche Informationen und Lehrbuchangaben zu Kontagionsindizes (Anteil der Infizierten unter jenen, die Kontakt mit dem Virus haben) und Manifestationsindizes (Anteil der symptomatisch Erkrankten unter den Infizierten) ein. Die Zahlen auf Basis der klinischen Praxis entsprechen nicht unbedingt dem veränderten Gesundheitszustand der heutigen Bevölkerung und allen angebotenen Impfstoffen in Deutschland [1-3].

Die Zahlen zu den Nebenwirkungen stammen aus verschiedenen Studien mit unterschiedlichen Studiendesigns und -populationen, mit zusammen etwa 2.152.000 Teilnehmenden [4, 5].

Was ist noch zu beachten?

Da es sich bei der MMR(V)-Kombinationsimpfung um eine Lebendimpfung mit abgeschwächten Mumps-, Masern- und Rötelnviren (und Windpocken) handelt, können ein bis vier Wochen nach der Impfung bei etwa 20 bis 50 von je 1.000 geimpften Kleinkindern leichte, nicht übertragbare „Impf-Masern“ auftreten. Diese gehen mit Fieber und einem schwachen masernähnlichen Ausschlag einher. Auch eine leichte Schwellung der Ohrspeicheldrüse (Schwellung der Wangen) ist gelegentlich möglich. Von Jugendlichen und Erwachsenen (sehr selten bei Kindern) sind Gelenkbeschwerden berichtet worden. Selten wird eine leichte Hodenschwellung beobachtet. Solche Impfreaktionen auf die MMR(V)-Kombinationsimpfung sind in der Regel vorübergehend und klingen ohne weitere Folgen von allein wieder ab [2].

Die Wahrscheinlichkeit eines Kontakts mit dem Mumpsvirus hängt von vielen Faktoren ab. Dazu zählen beispielsweise die Anzahl der Geimpften in der Bevölkerung und die Ausbreitungsmöglichkeiten des Mumpsvirus. Kontakte mit dem Erreger werden seltener, wenn eine mehrheitlich geimpfte Bevölkerung das Virus an der Ausbreitung hindert (Herdenimmunität) [1].

Es gibt keinerlei Hinweise für einen Zusammenhang zwischen der MMR(V)-Kombinationsimpfung und dem Auftreten von entzündlichen Darmerkrankungen, wie einer chronischen Entzündung im Magen-Darm-Trakt (Morbus Crohn) oder einer chronischen Entzündung des Dickdarms (Colitis ulcerosa). Auch gibt es keinen Zusammenhang zwischen dem Auftreten von Autismus (tiefgreifende Entwicklungsstörung) oder einer fortschreitenden, meist tödlich verlaufenden Schädigung des Gehirns (Subakute Sklerosierende Panenzephalitis (SSPE)) durch die Impfung [1-2, 5-8].

Außerdem gibt es keinerlei Hinweise für einen Zusammenhang zwischen der MMR(V)-Kombinationsimpfung und kognitiven Entwicklungsverzögerungen, dem Entstehen eines Typ-1-Diabetes, Asthma, chronisch entzündlichen Hauterkrankungen (Dermatitis/Ekzem), Heuschnupfen, Blutkrebs (Leukämie), der chronisch-entzündlichen neurologischen Autoimmunerkrankung Multiple Sklerose, Gangstörungen und bakteriellen oder viralen Infektionen [5].

Liefern die Ergebnisse einen Beweis (Evidenz) für den Nutzen und die Nebenwirkung der MMR-Kombinationsimpfung gegen Mumps?

Die Beweislage wurde von den Autor*innen der eingeschlossenen Übersichtsarbeit und den Erstellenden der Faktenbox ermittelt. Die Beweislage hat insgesamt eine moderate Qualität. 

Die Zahlen zum Nutzen der MMR(V)-Kombinationsimpfung sind mit Hilfe von Kontagions- und Manifestationsindizes hochgerechnet worden. Diese wurden nicht mit randomisiert-kontrollierten Studien erforscht. Jedoch wurde die Impfstoffeffektivität über verschiedene Studienpopulationen hinweg mit verschiedenen Studiendesigns bestätigt. Hierdurch ist die Verringerung von Erkrankungssymptomen bei Geimpften gegenüber Nichtgeimpften belegt.

Die Ergebnisse zu Krampfanfällen aufgrund von Fieber und zum Blutplättchenmangel könnten durch weitere Forschung verändert werden (moderate Beweislage).

Versionsverlauf der Faktenbox
  • August 2021 (Update der Recherche, Update der Evidenz, Update des Begleittextes)

  • April 2016 (letztes Update)
Quellen

Die Informationen für die Faktenbox wurden den folgenden Quellen entnommen:

[1] Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG). (2020, 2. November). Mumps. gesundheitsinformation.de. https://www.gesundheitsinformation.de/mumps.html (11.08.2021).

[2] Robert Koch-Institut (RKI). Mitteilung der Ständigen Impfkommission beim Robert Koch-Institut: Empfehlung und wissenschaftliche Begründung für die Angleichung der beruflich indizierten Masern-Mumps-Röteln-(MMR-) und Varizellen-Impfung. Epid Bull 2020;2:1–22. DOI: 10.25646/6447.3.

[3] Doerr, H. W. & Gerlich, W. H. (2010). Medizinische Virologie. Thieme. DOI: 10.1055/b-001-2163. 

[4] Feenstra, B., Pasternak, B., Geller, F. et al. Common variants associated with general and MMR vaccine–related febrile seizures. Nat Genet 46, 1274–1282 (2014). https://doi.org/10.1038/ng.3129

[5] Di Pietrantonj, C., Rivetti, A., Marchione, P., Debalini, M. G., & Demicheli, V. (2020). Vaccines for measles, mumps, rubella, and varicella in children. Cochrane Database Syst Rev, (4). Art. No.: CD004407. DOI: 10.1002/14651858.CD004407.pub4.

[6] Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA). (o. D.). Mumps-Impfung bei Kindern. infektionsschutz.de. 
https://www.impfen-info.de/impfempfehlungen/fuer-kinder-0-12-jahre/mumps/ (12.08.2021).

[7] Mentzer, D., Meyer, H., Keller-Stanislawski, B. Sicherheit und Verträglichkeit von monovalenten Masern- und kombinierten Masern-, Mumps-, Röteln- und Varizellenimpfstoffen. Bundesgesundheitsbl 2013;56. Abrufbar unter: https://www.pei.de/SharedDocs/Downloads/wiss-publikationen-volltext/bundesgesundheitsblatt/2013/2013-sicherheit-impfstoffe-masern-mumps-roeteln.pdf (11.08.2021).

Eine Dokumentation zur Ermittlung der Zahlen in der Faktenbox ist auf Anfrage erhältlich.