Diese Faktenbox soll Ihnen helfen, Nutzen und Schäden einer Antibiotikabehandlung bei einer Erkältung abzuwägen. Die Informationen und Zahlen stellen keine endgültige Bewertung dar. Sie basieren auf den derzeit besten wissenschaftlichen Erkenntnissen.
Die Faktenbox wurde vom Harding-Zentrum für Risikokompetenz erstellt.
Erkältungen sind sehr häufig, insbesondere bei Kindern. Es ist keine Seltenheit, dass ein Kind sechs bis zehn Erkältungen pro Jahr aus der Schule, dem Hort oder Kindergarten mit nach Hause bringt. Erwachsene bekommen im Durchschnitt zwei bis vier Erkältungen pro Jahr, meist in der kalten Jahreszeit [2].
Oft beginnt eine Erkältung mit Kratzen im Hals oder Halsscherzen, dann beginnt die Nase zu laufen und schwillt zu. Normalerweise bekämpft das Immunsystem die Infektion ohne Probleme von selbst [2]. Manchmal können jedoch auch Fieber und langanhaltender Husten hinzukommen.
Eine Erkältung ist eine der am häufigsten genannten Gründe für die Verwendung von Antibiotika, besonders, wenn Nasenausfluss gefärbt ist (akute eitrige Rhinitis). Erkältungen werden jedoch durch Viren verursacht, die nicht auf Antibiotika ansprechen [1].
Antibiotika zählen zu den wichtigsten Medikamenten in der Behandlung von Infektionskrankheiten. Sie wirken allerdings nur gegen Bakterien und nicht gegen Viren. Daneben haben Antibiotika negative Auswirkungen auf natürlich vorkommende Bakterien wie Darmbakterien und können unter anderem Durchfall und Übelkeit verursachen. Zudem können allergische Reaktionen auftreten. Übermäßiger Einsatz von Antibiotika führt dazu, dass Bakterien resistent gegen Antibiotika werden [3].
Kinder und Erwachsene bei denen es zu einer Folgeinfektion mit Bakterien kommt, können eine Antibiotikabehandlung in Betracht ziehen [2].
Eine Alternative stellt in erster Linie das Abwarten auf das Abklingen der Symptome dar. Prinzipiell können andere Medikamente wie Schmerzmittel, fiebersenkende oder schleimlösende Arzneimittel eingesetzt werden, um die Beschwerden etwas zu lindern.
In der Faktenbox werden die Einnahme eines Placebos (Scheinmedikaments) und die Antibiotikaeinnahme bei Erkältungen hinsichtlich ihres Nutzens und Schadens miteinander verglichen.
Die Tabelle liest sich wie folgt:
Etwa 35 von je 100 Patienten hatten mit und ohne Antibiotikaeinnahme ein bis sieben Tage nach ihrer Behandlung noch anhaltende Symptome einer Erkältung.
Die Zahlen in der Faktenbox sind gerundet. Sie basieren auf 11 Studien mit knapp 1.050 Teilnehmern [1].
Bei häufigem Einsatz von Antibiotika können sich gegen Antibiotika unempfindliche Bakterien entwickeln und ausbreiten. Dies wird als Antibiotikaresistenz bezeichnet. Menschen, die mit resistenten Bakterien infiziert sind, sind dann schwer zu behandeln.
Liefern die Ergebnisse einen Beweis (Evidenz) für den Nutzen und Schaden der Antibiotikabehandlung bei Erkältung?
Die Beweislage ist insgesamt von hoher Qualität. Es ist sehr unwahrscheinlich, dass weitere Forschung die Ergebnisse verändert [1].
- Mai 2019 (Update der Recherche, keine neue Evidenz)
- Dezember 2017 (Update der Evidenz)
- Februar 2014 (Erstellung)
Die Informationen für die Faktenbox wurden den folgenden Quellen entnommen:
[1] Kenealy T, Arrol B. Antibiotics for the common cold and acute purulent rhinitis. Cochrane Database Syst Rev 2013(6) doi: 10.1002/14651858.CD000247.pub3.
[2] IQWiG. Common Cold 2017. [www.informedhealth.org/common-colds.2642.en.html] 01.12.2017.
[3] BMG. Die wichtigsten Begriffe zum Thema Antibiotika-Resistenzen 2019. [https://www.bundesgesundheitsministerium.de/themen/praevention/antibiotika-resistenzen/die-wichtigsten-begriffe.html] 04.05.2019.
Eine Dokumentation zur Ermittlung der Zahlen in der Faktenbox ist auf Anfrage erhältlich.