Diese Faktenbox soll Ihnen helfen, Nutzen und Schäden der Brustkrebs-Früherkennung durch das Mammographie-Screening abzuwägen. Die Informationen und Zahlen stellen keine endgültige Bewertung dar. Sie basieren auf den derzeit besten wissenschaftlichen Erkenntnissen.
Die Faktenbox wurde vom Harding-Zentrum für Risikokompetenz erstellt.
Brustkrebs entsteht durch krankhaft veränderte Zellen, die sich unkontrolliert teilen. Mit der Zeit bilden sich Knoten oder Wucherungen im Brustgewebe. Krebszellen können in gesundes Gewebe eindringen und Absiedlungen (Metastasen) bilden. Faktoren wie Alter, hormonelle Ein-flüsse und familiäre Vorerkrankungen können die Entstehung von Brustkrebs beeinflussen. Dabei wird davon ausgegangen, dass etwa 8 von 100 Brustkrebsfällen erblich bedingt und auf die sogenannten „Brustkrebsgene“ BRCA1 und BRCA2 zurückzuführen sind [2].
Mit rund 70.000 neuen Fällen pro Jahr ist Brustkrebs die häufigste Krebsart bei Frauen in Deutschland [3].
Früherkennungsuntersuchungen (auch Screening genannt) richten sich an Menschen, die keine Symptome im Hinblick auf die gesuchte Krankheit, in diesem Fall Brustkrebs, haben. Brustkrebs soll dadurch früher entdeckt und behandelt werden, um die Heilungschancen zu erhöhen.
Bei der Mammographie wird die Brust geröntgt. Hierfür sind zwei Röntgenaufnahmen aus verschiedenen Richtungen notwendig. Die Röntgenaufnahmen werden jeweils von zwei Ärzten unabhängig beurteilt [4].
Frauen zwischen 50 und 69 Jahren können alle zwei Jahre an dem Mammographie-Screening-Programm teilnehmen, dessen Kosten von den deutschen Krankenversicherungen getragen werden [5]. Hierbei handelt es sich um ein organisiertes Screening zu dem persönliche Einladungsschreiben versendet werden.
Als alternative Früherkennungsmaßnahmen sind die Ultraschalluntersuchung (Sonographie) der Brust und Magnetresonanztomografie (MRT) zu erwähnen. Ob diese Untersuchungen dazu führen, dass das Risiko an Brustkrebs zu sterben sinkt, ist bisher unklar [4].
In der Faktenbox werden die Nichtteilnahme und Teilnahme am Mammographie-Screening hinsichtlich ihres Nutzens und Schadens miteinander verglichen.
Die Tabelle liest sich wie folgt:
Fünf von je 1.000 Frauen ab 50 Jahren starben innerhalb von etwa elf Jahren bei Nichtteilnahme am Mammographie-Screening an Brustkrebs. Im gleichen Zeitraum starben 4 von je 1.000 Frauen bei Teilnahme am Mammographie-Screening an Brustkrebs. Das bedeutet das 1 von 1000 Frauen am Mammographie-Screening profitiert. Das bedeutet auch, dass 999 Frauen nicht davon profitieren.
Die Zahlen in der Faktenbox sind gerundet. Sie basieren auf acht Studien mit knapp 600.000 Teilnehmerinnen [1].
Alter unter 50 Jahren | Alter von 50-74 Jahren | Alter ab 75 Jahren | Risikogruppen | |
Frauen | - | X | - | - |
Männer | - | - | - | - |
Erklärung der Symbole: X = für diese Personen gelten die Zahlen in der Faktenbox; (X) = auf diese Personen lassen sich die Zahlen unter Vorbehalt anwenden (in solchen Fällen ist eine Rücksprache mit ärztlichem Personal empfehlenswert); - = für diese Personen gelten die Zahlen nicht; ? = es ist unbekannt, ob die Zahlen für diese Personen gelten
Das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) hat im Auftrag des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA) Einladungsschreiben und eine Entscheidungshilfe zum Mammographie-Screening erstellt [4].
Die Zahlen in der Entscheidungshilfe unterscheiden sich leicht von den in der Faktenbox dargestellten. In der Entscheidungshilfe werden Zahlen für Frauen zwischen 50 und 69 Jahren dargestellt, die über 20 Jahre regelmäßig an der Mammographie-Früherkennung teilnahmen. Die regelmäßige Teilnahme bewahrte etwa zwei bis sechs von je 1.000 Frauen vor dem Tod durch Brustkrebs [4].
Allerdings beobachteten die meisten Studien ihre Teilnehmerinnen etwa nur elf Jahre. Für die Teilnahmedauer von 20 Jahren liegen keine Studiendaten vor [4]. Daher beruhen die Zahlen im Einladungsschreiben auf Schätzungen.
Die Faktenbox zeigt deshalb Zahlen für die Teilnahme am Screening von etwa 11 Jahren. Sie zeigt, dass bei regelmäßiger Teilnahme eine von je 1.000 Frauen weniger an Brustkrebs starb.
Die Früherkennungsuntersuchung hat die Zahl der Todesfälle bei Betrachtung aller möglichen Todesursachen nicht verringert. Etwa 84 von je 1.000 Frauen starben insgesamt, mit und ohne Früherkennung.
Frauen, die fälschlicherweise ein positives Ergebnis erhalten (falsch positive), können für Jahre unter einer psychischen Belastung mit Ängsten und Unsicherheit leiden [1].
Ein auffälliger Befund bedeutet nicht sofort eine Krebsdiagnose. Durch das Mammographie-Screening werden auch Vorstufen von Brustkrebs wie das Duktale Carcinoma in Situ (DCIS) entdeckt. Hier befinden sich abnorme Zellen in den Milchgängen der Brust (Ductuli), die sich nicht in anderes Gewebe ausgebreitet haben (nicht invasiv). Bei einigen Frauen bleibt das DCIS harmlos, bei anderen entwickelt es sich zu einem invasiven Tumor, der lebensbedrohlich sein kann [4].
Bei jeder Früherkennung können Überdiagnosen auftreten. Im Falle der Brustkrebs-Früherkennung bedeutet dies, dass bei Frauen Brustkrebs diagnostiziert wird, der ohne das Screening nie aufgefallen wäre. Ein Grund dafür sind kleine Tumore, die nur langsam oder gar nicht wachsen (nicht fortschreitender bzw. nicht-progressiver Krebs), und womöglich nie zu Beschwerden geführt hätten. Für Ärzte ist es schwer zu beurteilen, ob ein Tumor weiterwächst, weshalb häufig zur Behandlung geraten wird.
Überdiagnosen führen oftmals zu Überbehandlung. Das bedeutet es werden unnötigerweise Operationen oder Bestrahlungen durchgeführt [4].
Die Beweislage ist insgesamt von moderater bis hoher Qualität: Einige Ergebnisse könnten durch weitere Forschung verändert werden (moderate Beweislage), bei anderen ist es sehr unwahrscheinlich, dass sie durch weitere Forschung verändert werden (hohe Beweislage) [6].
- April 2021 (Update der Recherche, keine neue Evidenz)
- Oktober 2019 (Update des Begleittextes)
- April 2018 (Update der Recherche, keine neue Evidenz; Update des Begleittextes)
- November 2017 (Erstellung)
Die Informationen für die Faktenbox wurden den folgenden Quellen entnommen:
[1] GøtzschePC, JørgensenKJ. Screening for breast cancer with mammography. Cochrane Database Syst Rev2013(6) doi: 10.1002/14651858.CD001877.pub5.
[2] Deutsches Krebsforschungszentrum. Krebsinformationsdienst. Familiärer Brust und Eierstockkrebs 2018. [https://www.krebsinformationsdienst.de/wegweiser/iblatt/iblatt-familiaerer-brust-u-eierstockkrebs.pdf?m=1516614027&] 01.10.2019.
[3] Robert Koch-Institut. Krebs in Deutschland 2011/2012 2015. [www.gekid.de/Doc/krebs_in_deutschland_2015.pdf] 27.09.2019.
[4] IQWiG. Einladungsschreiben und Entscheidungshilfe zum Mammographie-Screening 2014. [www.iqwig.de/de/projekte-ergebnisse/projekte/gesundheitsinformation/p14-03-einladungsschreiben-und-entscheidungshilfe-zum-mammographie-screening.6270.html] 15.09.2019.
[5] Gemeinsamer Bundesausschuss. Früherkennungsuntersuchungen im Überblick 2016 [www.g-ba.de/institution/themenschwerpunkte/frueherkennung/ueberblick/] 01.10.2019.
[6] Fitzpatrick-Lewis D, Hodgson N, CiliskaD, et al. Breast cancer screening 2011. [https://canadiantaskforce.ca/wp-content/uploads/2011/11/2011-breast-cancer-systematic-review-en.pdf] 01.10.2019.[6] Fitzpatrick-Lewis D, Hodgson N, Ciliska D, et al. Breast cancer screening 2011. [www.canadiantaskforce.ca/wp-content/uploads/2011/11/2011-breast-cancer-systematic-review-en.pdf] 06.12.2017.
Eine Dokumentation zur Ermittlung der Zahlen in der Faktenbox ist auf Anfrage erhältlich.