Einfache Entscheidungsbäume

Algorithmen als Entscheidungshilfen können als Einfache Entscheidungsbäume (fast-and-frugal trees) dargestellt werden. Einfache Entscheidungsbäume ähneln hierarchisch geordneten Checklisten. Sie gelangen anhand von wenigen zentralen Fragen, die jeweils mit Ja oder Nein beantwortet werden können, schnell zu einer Handlungsempfehlung. Das Harding-Zentrum erforscht und entwickelt Entscheidungsbäume für die Medizin, aber auch für den Alltag.

 

Einfache Entscheidungsbäume ähneln hierarchisch geordneten Checklisten. Sie gelangen anhand von wenigen zentralen Fragen, die jeweils mit Ja oder Nein beantwortet werden können, schnell zu einer Handlungsempfehlung. Die Ja/Nein-Fragen sind in einer bestimmten Reihenfolge angeordnet und führen am Ende zu einem eindeutigem Ergebnis entsprechend dem Zutreffen/Nicht-Zutreffen der einzelnen Kriterien. Auf diese Weise können anhand weniger Punkte in kurzer Zeit klare Empfehlungen gegeben werden.

einfacher Entscheidungsbaum
Entscheidungsbaum zur Erkennung von klinisch relevanter depressiver Stimmung - © Max-Planck-Institut für Bildungsforschung

In medizinischen Entscheidungsbäumen stellen die jeweiligen „Zweige“ zum Beispiel Symptome dar, die beobachtet werden konnten. Tritt eines oder mehrere der Symptome auf, kann man auf diese Weise erste Entscheidungen treffen, beispielweise ob es sich beim Patienten um einen Notfall handelt oder nicht, und dann überlegen, welche weiteren Interventionen oder Untersuchungen notwendig sind. Dies ist beispielsweise dann hilfreich, wenn ein Arzt relativ schnell entscheiden muss, auf welche Station ein Patient eingewiesen werden soll, welche weiteren Tests vonnöten sind oder es hilft Menschen zuhause, um anhand einer Mindestanzahl von beobachteten Symptomen zu entscheiden, ob es an der Zeit ist, einen Arzt aufzusuchen.

Ein Entscheidungsbaum kann in der Medizin also für verschiedene Gruppen von Vorteil sein: Wie beschrieben kann er von Patienten genutzt werden, um zu entscheiden, ob sie aufgrund ihrer Symptome ärztliche Hilfe suchen sollen. Er hilft aber auch medizinischem Personal im Erstgespräch mit Patienten, um bestimmte Erkrankungen auszuschließen oder die entsprechenden nächsten Schritte einzuleiten.

Nicht jedes medizinische Szenario lässt sich auf diese Weise perfekt beschreiben, aber in vielen Fällen, in denen Zeit knapp ist und die wichtigsten Kriterien auf ein paar wenige Ausschlussfragen reduziert werden können, lässt sich auf diese Weise schon eine gute Ersteinschätzung bewerkstelligen. Die Abbildung zeigt ein Beispiel eines Entscheidungsbaums, der von HausärztInnen verwendet werden kann, um bei Patientinnen abzuschätzen, ob sie an einer klinisch relevanten depressiven Verstimmung leiden.