Diese Faktenbox soll Ihnen helfen, Nutzen und Schäden der vollständigen Rachen-/Mandelentfernung bei wiederkehrenden, akuten Mandelentzündungen abzuwägen. Die Informationen und Zahlen stellen keine endgültige Bewertung dar. Sie basieren auf den derzeit besten wissenschaftlichen Erkenntnissen.
Die Faktenbox wurde vom Harding-Zentrum für Risikokompetenz erstellt.
Bei einer wiederkehrenden, akuten Mandelentzündung kommt es zum wiederholten Auftreten von akuten Entzündungen der Gaumenmandeln (Tonsillitis). Die Entzündungen werden durch Bakterien ausgelöst und führen im akuten Stadium zu Halsschmerzen, Fieber und Mattigkeit sowie Atem- und Schluckbeschwerden. Am häufigsten sind Kinder betroffen [1]. Meistens klingen die Beschwerden nach einigen Tagen von allein wieder ab [2].
Bei einer vollständigen Mandelentfernung werden die Gaumenmandeln operativ entfernt [1]. Werden zusätzlich die Rachenmandeln entfernt (Adenoidektomie), so handelt es sich um eine Adenotonsillektomie [2].
Bei Kindern mit mindestens sechs mittelschweren bis schweren Mandelentzündungen innerhalb eines Jahres [1].
Eine Alternative zur Operation stellen zum Beispiel keine Behandlung (beobachtendes Abwarten) und die Antibiotika- oder Schmerzmitteleinnahme dar [2].
In der Faktenbox werden die vollständige Rachen-/Mandelentfernung und keine Operation bei wiederkehrenden, akuten Mandelentzündungen im Kindesalter hinsichtlich ihres Nutzens und Schadens miteinander verglichen.
Die Tabelle liest sich wie folgt:
Bei Kindern mit vollständiger Rachen-/Mandelentfernung tratendurchschnittlich 3-mal innerhalb von einem Jahr Halsschmerzen auf. Ohne die Operation traten im gleichen Zeitraum 4-mal Halsschmerzen auf.
Die Zahlen in der Faktenbox sind gerundet. Sie basieren auf fünf Studien mit knapp 987 Teilnehmern [2].
Die Beweislage ist insgesamt von niedriger bis mittlerer Qualität: Einige Ergebnisse könnten durch weitere Forschung verändert werden (moderate Beweislage), bei anderen ist es sehr wahrscheinlich, dass sie durch weitere Forschung verändert werden (niedrige Beweislage) [2].
- November 2017 (letztes Update)
Die Informationen für die Faktenbox wurden den folgenden Quellen entnommen:
[1] Windfuhr JP. Indications for tonsillectomy stratified by the level of evidence. GMS Current Topics in Otorhinolaryngology, Head and Neck Surgery 2016;15:Doc09. doi: 10.3205/cto000136
[2] Burton MJ, Glasziou PP, Chong LY, et al. Tonsillectomy or adenotonsillectomy versus non-surgical treatment for chronic/recurrent acute tonsillitis. Cochrane Database Syst Rev2014(11):CD001802. doi: 10.1002/14651858.CD001802.pub3
Eine Dokumentation zur Ermittlung der Zahlen in der Faktenbox ist auf Anfrage erhältlich.