Diese Faktenbox soll Ihnen helfen, Nutzen und Schäden von Hyaluronsäure-Injektionen bei Arthrose des Kniegelenks abzuwägen. Die Informationen und Zahlen stellen keine endgültige Bewertung dar. Sie basieren auf den derzeit besten wissenschaftlichen Erkenntnissen.
Die Faktenbox wurde vom Harding-Zentrum für Risikokompetenz erstellt.
Arthrose ist eine durch Verschleiß bedingte (degenerative) Gelenkerkrankung. Es gibt viele verschiedene Faktoren, die eine Arthrose des Kniegelenks (Gonarthrose) begünstigen (z.B. Übergewicht oder anhaltende Fehl- und Überbelastung). Die Ursache kann jedoch auch unklar sein. Bei fortgeschrittener Erkrankung kommt es zur Abnutzung der Knorpelschicht (Knorpeldegeneration) und anderer Gelenkstrukturen. Als Folge können Gelenkschmerz und -steifheit auftreten [3].
Hyaluronsäure ist eine Substanz, die von Natur aus in der Gelenkflüssigkeit vorhanden ist und verschiedene Funktionen wie Stoßdämpfung und Gelenkschmierung erfüllt [1].
Bei einer Hyaluronsäure-Injektion wird industriell hergestellte Hyaluronsäure direkt in das betroffene Kniegelenk gespritzt (intraartikulär), um die Folgen der Kniearthrose zu behandeln bzw. eine Verschlimmerung zu verhindern.
Erwachsene, die unter Beschwerden einer Kniearthrose leiden, können Hyaluronsäure-Injektionen in Betracht ziehen.
Die Hyaluronsäure-Injektion ist gegenwärtig keine Leistung der gesetzlichen Krankenkassen in Deutschland. Sie muss von Patienten selbst gezahlt werden (Individuelle Gesundheitsleistung (IGeL)).
Alternative Behandlungsmöglichkeiten sind u.a. Physiotherapie, medikamentöse Schmerzbehandlung und eine gelenkersetzende Operation.

Die in die systematische Übersichtsarbeit von Campbell et al. (2015) eingeschlossenen Studien (Meta-Analysen) als auch in diese Meta-Analysen eingeschlossene Studien unterschieden sich hinsichtlich zahlreicher Aspekte. So kamen unterschiedliche Messinstrumente zum Einsatz, die Anzahl eingeschlossener Patienten variierte und die Behandlung erfolgte unterschiedlich lange und mit unterschiedlichen Hyaluronsäureprodukten. Zusätzlich ist nichts über Langzeiteffekte der Behandlung bekannt.
Bei der Studie zum Nutzen handelt es sich um eine systematische Übersichtsarbeit von Campbell et al. (2015), in der verschiedene Übersichtsarbeiten (Meta-Analysen) zum Nutzen und Schaden von Hyaluronsäure-Injektionen bei Arthrose im Kniegelenk ausgewertet wurden. Die einbezogenen Meta-Analysen weisen eine unterschiedliche Qualität und teils widersprüchliche Ergebnisse auf. Das Ergebnis sollte dadurch jedoch nicht abgewertet werden, da die Schlussfolgerungen auf zwei Meta-Analysen beruhen, die eine sehr hohe Qualität aufweisen.
Die in die systematische Übersichtsarbeit einbezogenen Meta-Analysen weisen mittlere Werte in der Studienqualität auf. Keine der Meta-Analysen enthielt gravierende Mängel, die die Ergebnisse beeinflussen könnten.Es liegen somit Hinweise vor, dass Hyaluronsäure-Injektionen einen Nutzen haben können. Weitere Forschung auf Grundlage von Studien mit einem hohen Evidenzlevel (I oder II) ist notwendig, um eine eindeutige Ergebnisse zu erzielen.
- Dezember 2016 (letztes Update)
Die Informationen für die Faktenbox wurden den folgenden Quellen entnommen:
[1] Campbell KA, Erickson BJ, Saltzman BM, et al. Is local viscosupplementation injection clinically superior to other therapies in the treatment of osteoarthritis of the knee: A systematic review of overlapping meta-analyses. Arthroscopy 2015;31(10):2036-45.e14. doi: 10.1016/j.arthro.2015.03.030.
[2] Trojian TH, Concoff AL, Joy SM, et al. AMSSM scientific statement concerning viscosupplementation injections for knee osteoarthritis: importance for individual patient outcomes. Br J Sports Med 2016;50(2):84-92. doi: 10.1136/bjsports-2015-095683.
[3] Jüni P, Hari R, Rutjes AWS, et al. Intra-articular corticosteroid for knee osteoarthritis. Cochrane Database Syst Rev 2015(10) doi: 10.1002/14651858.CD005328.pub3.
Eine Dokumentation zur Ermittlung der Zahlen in der Faktenbox ist auf Anfrage erhältlich.
In der Faktenbox werden die Placebo-Injektion und die Hyaluronsäure-Injektion bei Menschen mit Arthrose des Kniegelenkshinsichtlich ihres Nutzens und Schadens miteinander verglichen.
Die Tabelle liest sich wie folgt:
Bisherige Studien (Meta-Analysen) sind uneinheitlich hinsichtlich ihrer Ergebnisse bezüglich eines Nutzens der Hyaluronsäure-Injektion. Einige Studien zeigen einen Nutzen in Form einer Schmerz- und Funktionsverbesserung, andere nicht. Deshalb ist es schwierig den Nutzen abschließend zu beurteilen. Zwei qualitativ hochwertige Studien (Meta-Analysen) weisen jedoch darauf hin, dass Hyaluronsäure-Injektionen zu einer Verbesserung der Schmerzen und Funktion des Knies für bis zu 26 Wochen führen können.
Die Zahlen in der Faktenbox sind gerundet. Die Zahlen zum Nutzen basieren auf 10 Studien mit 19.400 Teilnehmern [1]. Die Zahlen zum Schaden basieren auf 8 Studien mit gut 2.300 Teilnehmern [2].